Zwiebelprinzip

Bei diesem Generationenportrait vom verstorbenen Großvater mit seinem Sohn, der selbst kürzlich Vater geworden ist, mit dem Babysohn bzw. Enkel, muss ich immer an eine Matrioschka denken – nur eben die männliche Variante davon. Faszinierend, wie sich das Leben aus sich selbst heraus verjüngt und welchen Schutz und Anker uns die vorangegangenen "Schichten der Lebenszwiebel" bieten. Zum Weinen schön, der Gedanke ; )

Verlobung

Dieser Mann erhielt von seiner Zuküftigen ein Verlobungsgeschenk mit emotionalem Mehrwert. Auf dem Bild steht er im Mittelpunkt zwischen den beiden wichtigsten Frauen in seinem Leben: seiner Mutter und seiner Braut. Doch die Beziehung zwischen Schwiegermutter und Schwiegertochter kann nur symbolisch am Papier stattfinden, da die Mutter früh verstorben ist und sich die beiden somit nie persönlich kennenlernen konnten.

Am Papier vereint

Miriam hatte den Herzenswunsch ein gemeinsames Bild von ihren kleinen Zwillingen, ihrem dreijährigen Sohn und ihrem vor 15 Jahren verstorbenen Papa zu haben – eine klassische Aufgabenstellung für Erinnerungsdesign, die sich mit den Möglichkeiten der Fotografie so nicht mehr realisieren lässt. Die Kundin war sprachlos vor Glück, als sie die Bleistiftzeichnung zum ersten Mal sah.

Galloway

Janette [links im Bild] wollte ihrem Bruder [rechts] ein besonderes Geburtstagsgeschenk machen: Ihr Vater [Mitte] war plötzlich verstorben, als sie erst 21 und ihr Bruder 24 Jahre alt waren. Leider gab es kein gemeinsames Foto von den Dreien im Erwachsenenalter. Daher setzten wir aus Einzelfotos ein Motiv zusammen, das die Drei zusammen mit der kleinen Nichte der Kundin in einer liebevollen Umarmung zeigt. Der Vater war Züchter von Galloway Rindern, wie man an seinem Hemd erkennen kann. Die Geschwister führen den Hof nun alleine weiter.

Wir leben zweimal

Für die Sterbenachricht meiner Großmutter hatte ich bereits einige Jahre zuvor einen visuellen Lebenslauf gezeichnet. Die grauen Kuverts frankierten wir mit einer Sonderbriefmarke mit ihrem letzten Portrait darauf. In der Aufbahrungshalle und beim Requiem stand die Zeichnung auf einer Staffelei neben dem Sarg. Daneben brannte eine quaderförmige Trauerkerze, die auf der Vorder- und Rückseite ebenfalls mit der Zeichnung verziert war. An die Trauergäste wurden statt der üblichen Sterbebildchen Streichholzschachteln verteilt – mit der Bitte, im Gedenken an die Verstorbene ab und zu eine Kerze anzuzünden. Darauf waren auf der einen Seite ihr Portrait, ihr Name und ihre Lebensdaten zu sehen und auf der anderen Seite ein Zitat. Auch am Einband des Kondolenzbuchs war die Zeichnung abgebildet. Wir baten die Trauergäste von klassischen Beileidsbekundungen abzusehen und stattdessen eine Erinnerung an meine Großmutter einzutragen. Zur Inspiration hatten wir auf den einzelnen Seiten zusätzlich Fotos aus ihrem Leben eingeklebt.

Portraitbriefmarken

Briefe mit besonderem Inhalt verdienen eine stilvolle Verpackung: Mit einer Sonderbriefmarke der österreichischen Post lassen sich Einladungen zu Trauerfeiern, Hochzeiten, Taufen, Jubiläen und Ähnlichem mit einem künstlerischen Portrait gestalten, sodass sie schon vor dem Öffnen des Kuverts auf den Inhalt aufmerksam machen. Die Bestelldauer für die Briefmarken beträgt nur zwei Werktage.

Die Köchin

Portraitzeichnungen, auf denen eine Person in unterschiedlichen Lebensabschnitten dargestellt ist, nenne ich "visuelle Lebensläufe". Ursprünglich wollte ich für Todesanzeigen eine Darstellungsweise entwickeln, die den "ganzen" Menschen von der Geburt bis zum Totenbett zeigt, anstelle einer einzelnen willkürlichen und wenig repräsentativen Momentaufnahme. Die Montage mehrerer Augenblicke zu einem gemeinsamen Bild ist das "Epos unter den Portraitgrafiken". Damit kann man wunderbar Geschichten erzählen oder unterschiedliche Facetten eines Themas hervorheben, zB eine Person in unterschiedlichen beruflichen Funktionen oder verschiedenen Gemütslagen. Farbige Akzente und die Anordnung der Szenen – etwa als Linie, Kreis oder Bogen – verleihen dem Bild eine zusätzliche Bedeutungsebene.

Motorsport-Dynastie

Bei diesem Projekt ging es wieder um einen früh verstorbenen Vater. Die Kundin schenkte ihrem Mann [rechts im Bild] eine Zeichnung, die ihn im Rennanzug mit ihrem gemeinsamen Sohn im Arm neben seinem verlorenen Vater [links] zeigt. Von ihm hat er bereits in jungen Jahren die Leidenschaft für den Motorsport geerbt und wird sie wohl an die dritte Generation weitergeben.

Opa posthum

Wenn ein Leben endet und ziemlich zeitgleich in derselben Familie neues Leben entsteht, beschert das manchen von uns eine Gänsehaut ... Dieses fiktive Portrait zeigt den zu früh verstorbenen Großvater mit seinen Enkelkindern im Arm, die er zu Lebzeiten nicht mehr kennenlernen konnte. Das Bild wurde als Geschenk für die Generation dazwischen bestellt.

Abschied nachholen

Wer im Corona Lockdown einen lieben Menschen verloren hat, weiß wie schlimm es ist, auf ein Begräbnis verzichten zu müssen und in Isolation zu trauern. Darum war mir dieser Auftrag eine besondere Herzensangelegenheit. Die Familie des Portraitierten bestellte für die nachgeholte Abschiedsfeier im Andenken an den verstorbenen Vater Windlichter und Servietten mit seinem Portrait, um die Festtafel zu schmücken.

Unbunt

Junge Eltern mit ihrem ersten Baby. Eigentlich könnte das ein ganz normales Familienportrait sein, wäre es nicht als Trauerandenken an eine Tochter entstanden, die mit einer Krankheit ohne Überlebenschancen zur Welt kam. Das Bild von einer glücklichen Familie – ohne Farben – wird zum Symbol für eine Elternschaft – ohne Kind. Mutter und Vater werden sich ewig daran erinnern, wie sich die Liebe zu ihrer Tochter angefühlt hat, aber das volle Spektrum dieser Erfahrung bleibt ihnen seit dem frühen Tod ihres Kindes verwehrt.

Kurzer Augenblick

Diese Radierung zeigt einen sehr innigen Moment zwischen einem Vater und seiner neugeborenen Tochter. Während all seine Aufmerksamkeit bei ihr ist und er in diesem geborgenen Moment vielleicht sogar wegzudösen scheint, wirkt sie wach und auf etwas konzentriert, das außerhalb des Bildausschnitts liegt. Was wir als Betrachter auf dem Bild nicht sehen, ist die lebensbedrohliche Krankheit des Mädchens, die sie nur wenige Wochen alt werden ließ. Für mich bringt dieses Motiv die unglaubliche Kraft und den Mut der Eltern zum Ausdruck, ihrem Kind die Zeit auf dieser Erde so angenehm und erträglich wie möglich zu machen, obwohl sie aufgrund der Diagnose gleichzeitig mit dem tiefen Schmerz zurecht kommen mussten, dass ihre kleine Tochter bereits dem Tod ins Auge sieht.

Sonnenuntergang

Das letzte gemeinsame Foto von meinem verstorbenen Vater und mir ist etwas Besonderes für mich. Dem wird die Alltagsästhetik von einem Selfie gar nicht gerecht. Deshalb wollte ich das Motiv mit einer besonders aufwendigen Technik – einer Radierung – zu Papier bringen. Ein Vorteile analoger Druckverfahren ist, dass sie hervorragend geeignet sind, um Kleinserien zu produzieren. So wird beispielsweise jede mit dieser Technik hergestellte Sterbenachricht zu einem wertvollen Unikat.

Portraitkerzen

Die Kerze ist wohl der Klassiker unter den Ritualgegenständen. Meine Portraitkerzen zeichnen sich durch schlichtes Design in Kombination mit Typografie aus. Beim Entzünden haucht das sanfte Licht des Feuers dem Portrait symbolhaft Leben ein. Das wirkt äußerst berührend! Auf zusätzliche Wachsverzierungen und Symbole verzichte ich daher lieber. Kerzen gibt es in denkbar vielen Formen und Größen, für jeden Anlass und Geschmack das passende Modell, auch in LED-Ausführung oder mit Fackeldocht für den Einsatz in zugigen Locations oder Außenräumen. Die Portraitzeichnung übertrage ich mittels Wassertransferdruck auf die jeweilige Kerze. Ein Untersetzer aus Industriefilz wirkt Beschädigungen entgegen.

Fotos vom Abschied

Da der Verstorbene seinen Körper der Anatomie vermacht hatte, gab es bei diesem Trauerfall zwei separate Abschiedsfeiern: eine private und eine öffentliche, organisiert vom Anatomischen Institut am Wiener Zentralfriedhof. Die Mutter des Verstorbenen war leider nicht mobil genug, um in Wien mit dabei zu sein. Deshalb fasste ich Fotos von beiden Zeremonien in diesem Abschiedsbuch für sie zusammen.

Bildhauers Gedenkbild

Das Gedenkbild, wie man es im Anschluss an Trauerfeiern als Andenken an die Gäste verteilt, erhielt hier eine bedeutsame Zusatzfunktion: Es enthält nicht nur Foto und Lebensdaten des Verstorbenen sondern auf der Rückseite eine von mir entworfene Schnittvorlage. Wenn man diese gemäß Anleitung ausschneidet und zusammensteckt, entsteht die vereinfachte Nachbildung einer Skulptur des verstorbenen Bildhauers. Die Bildelemente sind so angeordnet, dass die Informationen der Vorderseite im Inneren der Pyramide erhalten bleiben, wenn man die Skulptur zusammenbaut.

Erinnerungsbuch

Nach der Ermordung einer Freundin hatte ich den Wunsch, ihrem Leben ein Denkmal zu setzen. Dazu griff ich eine Idee auf, die sie selbst vor ihrem Tod gehabt hatte: Sie wollte ein Fotoalbum ihrer Freunde zusammenstellen. In enger Zusammenarbeit mit ihrer Schwester erstellte ich ein Gedenkbuch bestehend aus Nachrufen von 36 verschiedenen Autoren (Familie, Freunde, Lehrer, Arbeitgeber). Die Beiträge entsprechen jeweils Kapiteln, die in invers chronologischer Abfolge (vom Begräbnis rückwärts bis zur Geburt) wichtige Etappen in der Biografie der Verstorbenen repräsentieren und durch Fotos und Zeichnungen aus ihrem Leben illustriert sind. Das Schlusskapitel bildet eine autobiografische, parabelhafte Erzählung, in der die Verstorbene selbst ihre Persönlichkeit reflektiert und Fremdzuschreibungen zT konterkariert. Jedem Kapitel ist zudem eine Symbolpflanze zugeordnet, die für die botanisch interessierte Ermordete von Relevanz war.

Heute vor einem Jahr

Als Erinnerung an eine turbulente Zeit gestaltete ich mit den Fotos der vergangenen Monate einen Kalender für das darauffolgende Jahr. Zentrales Element ist eine fortlaufende Fotoleiste in der oberen Bildhälfte. Durch das Umblättern der Seiten wird Woche für Woche das jeweils nächste Bild dieser Fotoleiste hervorgehoben und mit einer Bildunterschrift näher erläutert. Die Bilder sind chronologisch im Jahresverlauf angeordnet, sodass man nachvollziehen kann, was in der entsprechenden Woche des Vorjahres geschehen war. Die untere Bildhälfte lässt Raum für persönliche Einträge zu den einzelnen Wochentagen. Diesen freien Bereich kann man entweder wie ein kalendarisches Tagebuch zur Reflexion über das Vergangene benutzen oder wie einen normalen Kalender zum Eintragen von zukünftigen Terminen. Ich gestaltete diesen Kalender nicht nur für mich selbst, sondern auch als sehr persönliches Weihnachtsgeschenk für Familienmitglieder – einerseits als Dank für das erwiesene Mitgefühl und andererseits, um noch einmal Revue passieren zu lassen, warum ich im Vorjahr etwas durch den Wind gewesen war. Die Feiertage, Gedenktage und Ferien waren jeweils personalisiert und abgestimmt auf die beschenkten Personen.